Mantra — Bedeutung, Herkunft und Wirkung der heiligen Silben

Von der heilenden Kraft der Worte hast du sicher schön gehört oder sie in einem guten Gespräch auch schon selber erfahren. Mantra ist mehr als ein heilendes Wort. Es ist die Verwendung von Klang — der beim sprechen oder singen eines Mantras entsteht — um dein Bewusstsein zu beeinflussen.

Ein Mantra zu rezitieren kann dir helfen deine Gedanken zu fokussieren, deine Emotionen besser wahrzunehmen, deine Stimmung zu verbessern oder dich in einen meditativen Zustand zu versetzten.

 

Was ist ein Mantra?

Was ist ein Mantra und wie funktioniert ist es? Du bist nicht allein mit dieser Frage.

Mantras sind heilige Silben, Worte oder ganze Verse, die es bereits seit Jahrtausenden besonders in der hinduistischen und buddhistischen Tradition gibt.

Mantras wird eine spirituelle Kraft zugesagt, die durch ihren spezifischen Klang, die Inhalte der Wörter selbst und die Ausrichtung auf das höchste Bewusstsein, entsteht. Durch die Wiederholung eines Mantra oder besser gesagt der Klangsilbe werden Schwingungen erzeugt die Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Auch wenn es jetzt abgehoben klingt, bleib dran, ich verspreche es wird alles Sinn ergeben.

Das Wort Mantra selber kommt aus dem Sanskrit und setzt sich aus den Worten

  • Manas - Geist und

  • Tra - Schutz, Technik zusammen

Frei übersetzt bedeutet Mantra “Schutz des Geistes” oder auch “Überwindung des Geistes”.

Die Klangwellen, die bei der Wiedergabe des Mantra entstehen, spielen eine große Rolle bei der Wirkung des Mantra.

Generell kannst du Mantras laut rezitieren (Japa), singen (Chanten) oder innerlich, also mental für dich wiederholen.

Abgesehen davon werden Mantras auch genutzt, um unterschiedliche Aspekte unseres Bewusstseins anzusprechen und unsere eigene allumfassende Weisheit in uns zu erwecken.

Ein Mantra, das genau auf diese Weisheit ausgerichtet ist, findest du ganz am Ende dieses Artikels wenn es um die Mantra Bedeutung, der beliebtesten Mantras geht.

Herkunft und Ursprung

Machen wir einen kurzen Ausflug zum Ursprung, dieser kraftvollen Worte.

Mantras sind seit Jahrtausenden Teil der indischen, mongolischen und tibetischen Kultur. Noch bevor sich die spezifischen Mantra-Silben, wie wir sie heute kennen, entwickelt haben, waren sich die schamanischen Seher dieser Kulturen über die Wirkung von gleichmäßigen Gesängen und dem rhythmischen Klang von Trommeln bewusst.

Die heiligen Silbe, Worte und Verse wurden von den sogenannten Rishis (die weisen Seher) während ihrer Meditation empfangen und dann an ihre Schüler weiter gegeben.

Im Westen kam man seit den 1960er durch Hatha-Yoga mit Mantra mehr und mehr in Berührung. Insbesondere mit dem Urklang und wohlbekanntesten Mantra: OM.

Spätestens seit Maharishi Mahesh Yogi die Transzendentale Meditation im Westen salonfähig machte, hat wohl jede:r der sich näher mit dem Thema Meditation beschäftig, sein ganz persönliches (Sanskrit) Mantra, um es täglich zu rezitieren und zur Meditation zu nutzen.

Mantra in westlichen Religionen

Wenn du dich jetzt fragst, ob andere Kulturen und Religionen nichts mit Mantras am Hut haben, weit gefehlt. Die ursprünglichsten Formen des Mantra sind im Hindusimus und Buddhismus zu finden. Tatsächlich gibt es aber auch im Christentum, Islam oder Sufismus das Konzept von Mantra.

Im Christentum dienten vor allem die Psalme aus dem Alten Testament als Mantra. Aus dem Singen dieser Psalme entstand der gregorianische Choral, der die selbe Wirkung, wie das chanten von Mantra erzeugt.

Im Islam werden die Suren des Korans wie Mantras rezitiert. Es ist Teil der spirituellen Praxis fünfmal am Tag zu beten und die 99 Namen Gottes zu rezitieren.

Der Sufismus gilt als der mystischer Zweig des Islam. Das laute rezitieren einiger Texte aus dem Koran und von Segenssprüchen, oftmals in Verbindung mit Musik, Bewegung und Tanz, ist wichtiger Teil der rituelle Praxis.

Im Christentum, Islam und Sufismus gibt es Art eine Mantra-Praxis, die durch die alten indischen Lehren beeinflusst ist. Ausführliche Erklärungen gibt es jedoch nicht. In diesen Religionen ist Mantra eine Praxis, ein Ritual, speziell für Gläubige.

Im Hinduismus und Buddhismus dagegen gehört Mantra zum spirituellen Alltag. In Indien wird es systematisch gelehrt und beschrieben und somit für alle zugänglich gemacht.

Das aber nur als kleiner Exkurs.

Die drei klassischen Arten von Mantra - Moksha, Siddhi, Bija

Wie bereits erwähnt, gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Mantren und damit auch eine Vielzahl an Kategorisierungen. Der Übersicht halber, beschränken wir uns heute auf die drei klassischen Arten oder Einteilungen von Mantras.

 
drei klassische mantra arten
 
  1. Moksha Mantras

    Darunter verstehen wir Mantras die zur Erleuchtung führen sollen, die uns befreien. Moksha übersetzt, heisst so viel wie Befreiung, Erleuchtung, Erlösung, Selbstverwirklichung. Moksha ist das Ziel des Lebens, so wie wir es aus dem Yoga kennen.

    Hier ein paar Beispiele:

    Om Namah Shivaya, Om Gam Ganapataye Namaha, Soham oder OM

    (Auf OM kommen wir gleich noch zu sprechen, oder besser zu lesen…)

  2. Siddhi Mantras

    Sind Mantras, die für einen bestimmt Zweck wiederholt werden. Siddhi bedeutet so viel wie Erfolg oder Vollkommenheit, es geht um etwas, das wir erreichen. Unter Siddhi verstehen wir aber auch potenzielle Kräfte, die in jedem von uns stecken und die wir über die Rezitation des Mantra entfalten können. Es geht also darum bestimmte Kräfte in dir zu aktivieren.

    Einige Beispiele für Siddhi Mantren:

    Mahāvidyā Gāyatrī Mantra oder Oṃ hrīṃ śrīṃ klīṃ

  3. Bija Mantras

    Werden gerne als Keimsilbe oder Samenmantra bezeichnet. Sie sind ausschliesslich einsilbig. Oft werden sie während Meditationen oder Zeremonien verwendet.

    Die bekanntesten Bija Mantras sind:

    HAM – Äther, YAM – Luft, RAM – Feuer, VAM – Wasser, LAM – Erde.

Om - die heilige Silbe und das bekannteste Mantra

Bevor wir uns die Wirkung anhand von einer kleinen Auswahl der bekanntesten Mantras noch genauer anschauen, lass uns eine kleine Exkursion zum bekanntesten und beliebtesten Mantra machen — OM.

Egal ob du OM schon einmal gechantet hast oder nicht, gesehen hast du es auf jeden Fall. Nahezu in jedem Yoga- oder Meditations-Studio ist dir das OM-Zeichen sicher schon begegnet.

OM — gerne auch AUM — ist das älteste Mantra. Ein Bija Mantra, wie dir sicher schon aufgefallen ist, denn es besteht nur aus einer Silbe. OM kann auch Teil von mehrsilbigen Mantras sein, doch die häufigste Form in der wir es nutzen, ist das singen oder chanten dieser einen, kleinen Silbe.

Die Bedeutung von AUM

Dieser eine kleinen Silbe oder besser diesen drei Buchstaben, werden viele Bedeutungen nachgesagt.

In gewisser Weise stehen sie für die drei Götter Vishnu (A), Shiva (U) und Brahma (M), sie werden aber auch als Symbole für drei Bewustsseinszustände angesehen. A steht für das Wachen, U steht für das Träumen und M steht für den Tiefschlaf.

das heilige mantra om

Wenn wir AUM sinngemäß übersetzten, können wir sagen “Alles, was gewesen ist, was ist und noch sein wird.” Es vereint die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und löst gleichzeitig die traditionelle Einstellung zur “Zeit” in sich auf. So können wir die Zeit als Schwingung der Ewigkeit begreifen.

Abgesehen davon wird OM oft als Urklang des Universums bezeichnet. Aber hey, no pressure liebes OM!

Wie wirkt das Mantra Om?

Eine kleine Übung für dich:

Schliesse deine Augen für einen Moment, atme tief ein und dann singe laut “OM”. Atme wieder tief ein und wiederhole das Singen von “OM” mindestens noch zweimal. Gerne mehr.

Wie fühlst du dich? Konntest du merken, dass dieses kurze Mantra deinen ganzen Körper zum schwingen und vibrieren bringt?

Genau das macht OM, es bringt dich zum schwingen, öffnet deine Energiezentren, deinen Geist und bringt dich in Einklang mit dem was größer ist als du.


Die Wirkung von Mantra auf Körper, Geist und Seele

Falls du bis hierhin gekommen bist und dich immer noch fragst, wie Mantras sich positiv auf dich und deinen körperlichen, aber auch geistigen Zustand auswirken können. Dann lass mich dir hier einen kleinen Überblick geben.

Mal abgesehen von innerer Ruhe, Entspannung und Verbundenheit zu dir und zu anderen — die Basics, ich weiß — können Mantras sich noch ganz anders auf deinen Organismus auswirken:

  • Mantra singen stärkt deine Konzentration und erhöht deinen Fokus

  • Deine Inspiration und Kreativität wird angeregt

  • Deine Energiezentren im Körper auch Chakren genannt, werden aktiviert

  • Du wirst feinfühliger für deine Gedanken und Emotionen

  • Lautes singen öffnet den Halsraum oder das Kehlchakra und stärkt deinen eigenen Ausdruck

  • Du lernst Hingabe

Fünf beliebte Mantras und ihre Bedeutung

1. Das Friedensmantra

Lokah Samastah Sukhino Bhavantu

Übersetzt heisst es so viel wie “Mögen alle Lebewesen in allen Welten glücklich sein.” Lass dieses Mantra dich daran erinnern, das wir alle miteinander verbunden sind. Öffne dein Herz und spüre Mitgefühl für dich und jegliches Lebewesen in deinem Umfeld.

Hier geht es zu einer Version des Mantra auf Spotify.

2. Das Gayatri Mantra

Om bhur bhuvah swah

Tat savitur varenyam

Bhargo devasya dhimahi

Dhiyo yo nah prachodayat

Die Übersetzung lautet: “Om, wir meditieren über den Glanz des verehrungswürdigen Göttlichen, den Urgrund der drei Welten, Erde, Luftraum und himmlische Regionen. Möge das Höchste Göttliche uns erleuchten, auf dass wir die höchste Wahrheit erkennen.”

Es ist die Anrufung an dein inneres Licht. Man sagt, dass das Mantra deine spirituellen Kräfte, Mut und Gesundheit aktiviert.

3. Das Schutzmantra

Ong Namo Guru Dev Namo

In der Übersetzung heißt dieses Mantra so viel wie: „Ich verbinde mich mit der kosmischen Energie und dem erhabenen Weg, der mich vom Dunkel zum Licht führt.“

Du kannst es jederzeit singen oder rezitieren, wenn du das Gefühl hast Schutz zu brauchen oder bevor du Auto fährst.

4. Das Heilmantra

Ra Ma Da Sa Sa Se So Hung

Das rezitieren, singen oder hören dieses Mantras regt deine Selbstheilungskräfte an. Du kannst es gerne 21 Tage im Schlaf ausprobieren, dafür musst du das Mantra nur nachts in der Dauerschleife hören. Die genaue Erklärung findest du in meiner 21 Tage Mantra Meditation im Schlaf Challenge. Du kannst jederzeit einsteigen.

Die Bedeutung der einzelnen Silben_

RA – Sonne

MA – Mond

DA – Erde

SA – Unendlichkeit

SA – Unendlichkeit

SAY – Du

SO HUNG – persönliche Identität

5. Das Identitätsmantra

Sat Nam

Heißt übersetzt: “Deine eigene Wahrheit” oder “Deine wahre Identität”.

Ein Mantra, ähnlich wie die beiden davor, dass viel im Kundalini Yoga genutzt wird. Oft wird es am Ende der Stunde drei mal laut gesungen, nicht nur um die Stunde zu schliessen, sondern dich noch einmal ganz bewusst, mit dir und deiner eigenen Weisheit, die du in dir trägst zu verbinden.

Meine Lieblings Mantra Liste zum hören

Wenn du dir noch nicht ganz sicher bist, wie du jetzt am besten mit einem Mantra arbeiten möchtest, dann gebe ich dir noch eine Liste meiner liebsten Mantren zum hören mit.

Denn tatsächlich ist Mantra hören, der wohl einfachste Einstieg in das ganze Thema. Du kannst dir selber eine Playlist zusammenstellen aus der Mantra Liste oder du nutzt einfach diese Spotify Playlist.

Mantra Liste

Om Namah Shivaya

Baba Hanuman

Ma Durga

Sat Narayan Wahe Guru

Ra Ma Da Sa

Mul Mantra

Om Namo Narayanaya

Lokah Samasta

Gobinday Mukanday

Ad Guray Nameh

Fazit

Probiere es einfach für dich aus!

Egal wann, wie und wo du anfangen magst, das wichtigste ist, dass du ein Mantra nimmst, was mit dir räsoniert.

Du kannst es hören, mitsingen, nicht mitsingen, es einfach nur mental für dich wiederholen und vielleicht dir ein paar Notizen aufschreiben, wie sich das Mantra für dich anfühlt und was es mit dir tut.

Und dann sehen wir einfach weiter.



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Vier Meditationsarten, die du unbedingt ausprobieren solltest