Warum Meditation eine spirituelle Praxis ist
Wer regelmäßig meditiert wird über kurz oder lang spirituelle Erfahrungen machen - garantiert.
Wie genau gehören Mediation und Spiritualität dann also zusammen und können wir auch meditieren ohne uns als spirituell zu bezeichnen? Und was ist eigentlich eine spirituelle Erfahrung und woran können wir erkennen, dass wir eine solche Erfahrung gemacht haben?
Fragen über Fragen zu Spiritualität und Meditation, die hier eine Antwort finden.
Was bedeutet Spiritualität überhaupt?
Wenn wir Wikipedia fragen, und das machen wir heute einfach mal, ist Spiritualität “die Suche, die Hinwendung, die unmittelbare Anschauung oder das subjektive Erleben einer sinnlich nicht fassbaren und rational nicht erklärbaren transzendenten Wirklichkeit, die der materiellen Welt zugrunde liegt.”
Diese Definition lässt erkennen, dass wenn wir von Spiritualität sprechen, wir immer auch von einer anderen, nicht in der Gegenwart verankerten, aber dennoch in der Gegenwart existierenden Dimension, ausgehen.
Ich weiss, aber glaub mir das schwierigste ist fast geschafft, also bleib noch einen Moment bei mir.
Stell dir vor du beobachtest deinen Atem oder wiederholst ein Mantra, oder du sitzt einfach nur ganz ruhig im Park und lauscht dem Wind der durch die Bäume weht — wenn du einer dieser Tätigkeiten nachgehst, unterbrichst du automatische deine normale Beschäftigung und stimmst dich auf den gegenwärtigen Augenblick ein, das Hier und Jetzt.
Und dieses Hier und Jetzt ist genau der Ort an dem Einblicke in die spirituelle Dimension deines Seins stattfinden — in der Gegenwart.
Dieses Beispiel zeigt dir, das Meditation nicht das einzige Tool ist, dass dir helfen kann eine spirituelle Erfahrungen zu machen oder deiner Spiritualität nahe zu sein. Allerdings fördert Meditation diese Art der Erfahrungen.
Ein altes Sprichwort sagt auch: “Spirituelle Erfahrungen sind Zufälle — aber wir machen uns für Zufälle anfällig, wenn wir meditieren.” Dazu später mehr.
Was sind spirituelle Erfahrungen?
Ok — Spiritualität beruht auf der Wahrnehmung oder Annahme, dass es neben unserer Gegenwart noch eine weitere Dimension gibt, die mit unserer Gegenwart verbunden ist.
Es geht um eine Ebene die sich jenseits von Raum und Zeit befindet und der wir unteranderem Attribute von Weisheit, Wahrheit, Mitgefühl und Kraft zu ordnen.
Was sich in folgenden spirituellen Erfahrungen ausdrücken kann.
(Dies ist eine unvollständige Liste von Beispielen, die dir helfen diese Dimension besser zu verstehen und stellt Erlebnisse dar, die du selber vielleicht schon erfahren hast):
Das Gefühl der Verbundenheit mit allem was ist
Ein Fluss von Energie, die deine Wirbelsäule entlang fliesst und dir das Gefühl von Weite und Kontakt mit etwas, was größer ist als du, vermittelt
Das Gefühl von unendlicher, grenzenloser Liebe, dass durch deinen ganzen Körper strömt
Die Erfahrung, dass die Grenzen deines Körper sich auflösen oder sein Körper sich sogar in Licht auflöst
Eine Verschiebung der Identität: Du nimmst dich nicht mehr als Körper und Verstand wahr, sondern erfährst dich als reines Bewusstsein in dem Körper und Verstand existieren
Ein tiefes Wissen, dass es eine Kraft gibt, die größer ist, als alles was du kennst
Visionen von spirituellen Wesen
Die innere Erfahrung und Verbindung immer geliebt zu sein (von dieser Kraft, die größer ist, als du und alles was du kennst)
Woher weiß ich dass ich eine spirituelle Erfahrung hatte?
Vielleicht fragst du dich jetzt, ob du schon mal eine spirituelle Erfahrung hattest, oder woran du sie erkennen kannst.
Eines ist ganz wichtig, eine Erfahrung ist dann spirituell, wenn du sie als spirituell empfindest, denn ist gibt keine festgeschriebene Definition, von spiritueller Erfahrung.
Auch nicht bei Wikipedia, sorry!
Für den Fall, dass du es dir etwas kategorisierbarer, als — du wirst es schon selber wissen — wünscht, kann ich dir folgendes mitgeben:
Wie bei so vielen Dingen im Leben, liegt diese Art der Erfahrung im Auge des Betrachtenden. Für manche Menschen ist Spiritualität genau der Funke, der ihre religiösen Aktivitäten antreibt.
Für andere wiederum hat Spiritualität rein gar nichts mit Religion, Dogma oder Ritualen zu tun.
Egal in welche Kategorie Mensch du fällst, es gibt ein Gefühl oder Empfinden, dass uns alle vereint. Spiritualität ist das Gefühl und manchmal sogar das Wissen, dass es etwas tieferes und bedeutungsvolleres gibt, als unser gewöhnliches Leben. Eine Kraft, die durch uns durch fliesst und alles miteinander verbindet.
William James, ein amerikanischer Autor, hat in einem seiner Bücher vier allgemeine Eigenschaften von spirituellen Erfahrungen beschrieben, die ich sehr hilfreich finde:
Unbeschreiblich - sie können nicht oder nur schwer in Worte gefasst werden, wir müssen sie erfahren
Einsicht - sie geben uns tiefe Erfahrungen und Einsichten, die uns unser rationaler Verstand alleine, nie machen lassen würde
Vergänglichkeit - sie dauern oft nur einen Moment, aber sie können wiederkehren und ihre Bedeutung kann sich auch über die Zeit in uns entfalten
Passivität - du kannst dich auf spirituelle Erfahrungen einstellen (durch Meditation), aber wenn sie dann eintreten, passieren sie einfach, ohne das du etwas tun musst. Ebenso entfaltet sich die Weisheit der Erfahrung ganz von alleine in deinem Bewusstsein.
Wie nehmen wir die spirituelle Dimension wahr?
Ähnlich wie bei der Definition von Spiritualität und spiritueller Erfahrung ist auch die Wahrnehmung der spirituellen Dimension für jeden Menschen anders.
Einige Menschen beschreiben, dass sie eine Rührung in ihrem Inneren, besonders im Herzen wahrgenommen haben.
Andere Menschen berichten, dass sie die spirituelle Dimension außerhalb von sich wahrnehmen. Als eine Kraft oder den Fluss einer geistigen Kraft, der sie überall umgibt.
Manche Menschen nehmen diese Kraft auch über die Wahrnehmung von spirituellen Wesen, wie Engeln, Geistern oder Bodhisattvas, wahr.
Wieder andere Menschen fühlen sich besonders verbunden, wenn sie in der Natur sind, einen Sonnenuntergang erleben. Eine schöne Begegnung mit einem anderen Menschen haben oder aber auch sich ganz alleine am Meer oder auf einem Berg, mit sich selber beschäftigen.
Die spirituelle Dimension ist jenseits von Zeit und Raum. Wir können sie immer und zu jederzeit erfahren, in uns selber, aber auch in Verbindung mit anderen Menschen und Lebewesen.
Das einzige was wir brauchen, ist die Offenheit, uns Einblicke in diese Dimension zu gestatten.
Spiritualität und Meditation
Nachdem wir das geklärt haben, widmen wir uns nun der Verbindung von Spiritualität und Meditation und schauen uns an, warum das Meditation eine spirituelle Praxis ist?
Erinnerst du dich noch an das Sprichwort vom Anfang des Artikels? “Spirituelle Erfahrungen sind Zufälle — aber wir machen uns für Zufälle anfällig, wenn wir meditieren.”
Wie kann uns Meditation helfen spirituelle Erfahrungen in unser Leben einzuladen?
Die Antwort finden wir mehr oder weniger in den yogischen Schriften. Eines der bekanntesten Werke ist der 8-gliedrige Pfad des Yoga von Patanjali. Dieses Werk ist eine Leitfaden der yogischen Lebensweise und erklärt, vereinfacht beschrieben, wie wir in 8 Stufen zur Erleuchtung, auch Samadhi genannt, kommen.
Samadhi ist das Hauptziel des Yoga und der Meditation. Samadhi ist die Erleuchtung und damit das Auflösen, unseres menschlichen Leiden, das laut der großen spirituellen Tradition allein darin besteht, dass wir als Individuum uns getrennt vom großen ganzen, vom Unendlichen und von unserer wahren Natur, wahrnehmen. Das ist die Dualität in der wir denken zu leben.
Meditation hilft uns auf unterschiedlichste Weise, den Zugang zum gegenwärtigen Augenblick und damit auch zu einer größeren Wirklichkeit zu finden. In diesem Moment wird Samadhi dann zum reinen Gewahrsein, der Erkenntnis, dass es nur Sein und unendliche Freude gibt.
Somit können wir die Erleuchtung oder Samadhi auch als einen mystischen Bewusstseinzustand der Verschmelzung mit allem was ist, mit der Unendlichkeit, manche sagen dazu auch Gott (oder wie du auch immer es nennen magst), verstehen.
Der Zustand von Samadhi allein, könnte einen ganzen Artikel füllen, aber ich denke für den Moment können wir es dabei belassen.
Wenn Samadhi also das Hauptziel von Yoga und Meditation ist und wir Spiritualität, als diese zweite Dimension verstehen, die wir in der Gegenwart erleben können, und die uns das Gefühl gibt mit allem verbunden zu sein, wird nun klar warum Meditation zu spirituellen Erfahrungen führen kann (wenn wir das möchten). Insbesondere dann, wenn wir eine regelmäßige Praxis, ein sogenanntes Sadhana haben.
Der Zweck einer spirituellen Praxis
Wie bereits oben erwähnt geht es traditionell gesehen, um das Auflösen von Leid und die Überwindung der Getrenntheit, um eins mit der geistigen Kraft zu werden.
Anders ausgedrückt können wir auch sagen, dass es beim Yoga (und damit auch bei der Mediation, wenn wir davon ausgehen, dass diese beiden Teilen untrennbar miteinander verbunden sind) darum geht deine individuelle Seele mit der Realität zu verbinden.
Das kannst du aber nur schaffen, wenn du in der Lage bist, dich von deinem Ego zu befreien, also alle Ideen, an denen dein Verstand festhält, loszulassen und diese immer wieder aufs neue zu transzendieren.
Alles was du im Yoga und der Meditation tust, zielt darauf ab deine Seele vom Ego zu befreien, damit du die wahre Vereinigung erfahren kannst: die Vereinigung des Selbst mit der Realität des Selbst.
Einfacher gesagt: SELBSTVERWIRKLICHUNG
Das Ziel einer spirituellen Praxis, ist also deine Selbstverwirklichung, das Erkennen, wer du bist und warum du hier bist.
Dafür musst du zu einem dein Ego loslassen und zum anderen deine Identität, dein Selbst erweitern. Je mehr du dich von deinem Ego lösen kannst (also je weniger du dich an vorgegebenen Ideen fest hältst), desto mehr Raum schaffst du für dein wahres Selbst.
Deine Identität kann sich von eng nach weit entfalten, bis du dich schliesslich mit der Unendlichkeit, mit allem was ist, identifizieren kannst.
Die Drei Körper
In den yogischen Schriften findest du das Konzept der drei Körper.
Dieses Konzept ist sehr hilfreich, wenn du dich und dein eigenes spirituelles Wachstum besser verstehen möchtest. Die drei Körper zeigen dir drei Ebenen deiner Identität, mit denen du arbeiten kannst, um zur Selbstverwirklichung zu kommen. Hier findest du vereinfachte Darstellung der drei Körper:
1. Physischer Körper
Der physische oder grobstoffliche Körper, ist der den wir sehen und anfassen können. Um ihn sollten wir uns kümmern, um gesund durchs Leben zu gehen.
2. Astral Körper
Der Astral Körper oder auch Energiekörper ist physisch nicht sichtbar. Wir können ihn spüren und mit unseren feinstofflichen Sinnen wahrnehmen. Unsere Aura ist zum Beispiel Teil von diesem Körper, oder auch die Chakren. Diese Energiekörper kann sich ausdehnen oder zusammenziehen und reagiert ebenfalls auf Energiekörper von anderen Menschen
3. Kausal Körper
Der Kausal-Körper, der ursächliche Körper, ist die Dimensionseben wo sich die Blaupause unseres Wesens, unsere Seele befindet. Er speichert subtile Eindrücke und alles was wir in unserem Leben erfahren ab. Hier drückt sich auch unsere Persönlichkeit aus.
Übung: Deine Energie spüren
Wenn deine eigene Energie noch nie gespürt hast, kannst du folgende kleine Übung machen:
Suche dir einen ruhigen Ort. Reibe deine Hände ein paar Minuten gegeneinander.
Bring deine Hände mit den Handflächen ca. 3 - 5cm von einander entfernt vor deinen Körper.
Schliess deine Augen.
Nimm die Energie wahr, die zwischen deinen Handflächen entsteht.
Bring die Hände mal näher zu einander und dann wieder weiter von einander weg.
Wie fühlt sich diese Energie an? Pulsiert sie?
Wird sich dichter oder dünner, wenn du deine Hände bewegst?
Was nimmst du wahr?
Diese Übung kann dir zeigen, dass es dieses Energiefeld um dich herum tatsächlich gibt. Wenn du vorher meditiert hast, kannst du die Energie oft noch viel mehr wahrnehmen.
Deine spirituelle Praxis — dein Sadhana
Jetzt erstmal, AUSATMEN!
Am Ende ist es egal, ob du gern die Erleuchtung in diesem Leben erreichen möchtest, oder nicht! Niemand muss mit dem Ziel meditieren Samadhi zu erreichen. Du musst nicht mal mit dem Wunsch meditieren eine spirituelle Erfahrung zu machen.
Ich schreibe bewusst Wunsch, denn ich weiß, der/die ein oder andere sehnt sich sehr nach diesen Erfahrungen und wenn du dazu gehörst, dann möchte ich dir damit nur sagen: diese Erfahrungen sind wunderschön oder können wunderschön sein, aber es geht nicht darum einen Wettlauf mit dir selber zu haben, bei jeder Meditation eine außergewöhnliche spirituelle Erfahrung zu machen.
Denn per se, kann jeder Moment in dem du dich bewusst entscheidest in die Stille zu gehen, um Hier und Jetzt bei dir anzukommen, schon ein spiritueller Moment sein. Wenn du das möchtest.
Du musst nicht jedes Mal Engel, Elfen oder geistige Elefanten sehen, du musst auch nicht jedes Mal in die tiefste Trance verfallen.
Wichtig ist, dass du dein Sadhana überhaupt machst, für dich und dein eigenes Ziel und dieses Ziel darf sein was du möchtest! Zufriedenheit, Glück, Liebe, Mitgefühl. Was auch immer.
Mein Ziel ist es eine Verbindung zu schaffen für dich, zwischen der Tradition und Philosophie von Yoga und Meditation und deiner eigenen spirituellen Praxis, deinem eigenen Sadhana. Damit du weißt, woher Meditation überhaupt kann, was die Hintergründe für verschiedenen Tools und Techniken sind und damit wir der Praxis mit Respekt begegnen.
Also, du weißt was kommt, ein tägliches Sadhana (von mir aus 5 Minuten) ist unerlässlich, wenn du etwas aus deiner Praxis mit in deinen Alltag nehmen möchtest. Wie du das schaffen kannst, dazu schreibe ich bald einen Artikel.
Eine:n Lehrer:in kann auch sehr hilfreich sein, auf dem Weg zum persönlichen Sadhan. Woran du einen gute:n Meditationslehrer:in finden kannst, kannst du im Artikel nachlesen.
Ansonsten kannst du ab dem 5. September gerne Teil von THE art OF BEING YOU - 4 Wochen Meditation für INNER GUIDANCE werden.
Da werden wir gemeinsam 4 Wochen jeden Tag meditieren und ich freu mich, wenn du dabei bist.